Isabelle Chevalley

Eingereicht am: 01.12.2016

13.12.2016 - 16.3930
Stufe: Nationale Vorstösse
Stand der Beratung: Erledigt

Die Schweizer Universitäten geben jedes Jahr Millionen von Franken für Abonnemente wissenschaftlicher Zeitschriften aus. Die Abonnementpreise steigen kontinuierlich, obschon die meisten Zeitschriftenverlage von der Printversion auf die Online-Version umgestiegen sind und damit ihre Kosten deutlich senken konnten. Verschiedene Universitäten auf der ganzen Welt schliessen aus Kostengründen erst gar keine Abonnemente (mehr) ab.

In einigen Fällen müssen die Wissenschaftler ihre Urheberrechte an den wissenschaftlichen Artikeln an die Zeitschriften abtreten. Einige Zeitschriften bieten einen Open-Access-Zugang an, die Autoren müssen jedoch bis zu 5000 Euro bezahlen. Es kann also behauptet werden, dass private Verlage so in den Besitz von Forschungsresultaten gelangen, die mithilfe öffentlicher Gelder zustande gekommen sind.

Diese Praxis beschränkt den Zugang zum Wissen stark und erschwert den Forschern die Suche nach Lösungen für grosse gesellschaftliche Probleme wie etwa die Behandlung von gewissen Krankheiten. Wenn rasch eine Lösung gefunden werden soll, muss das ganze Wissen abrufbar sein.

Mit der Umstellung auf eine systematische Open-Access-Veröffentlichung hätten nicht nur alle Wissenschaftler (einschliesslich derjenigen in den Entwicklungsländern) denselben Zugang zu den Informationen, sondern auch die gesamte Bevölkerung, die sich zunehmend für die wissenschaftliche Forschung interessiert.

2015 konnten die Universitäten in den Niederlanden einem der grössten Verlage, Elsevier, einen Teilsieg abringen: Sie setzten durch, dass 30 Prozent der Ergebnisse aus vom niederländischen Staat finanzierter Forschung online und öffentlich zugänglich publiziert werden müssen.

Deshalb frage ich den Bundesrat:

1. Wie hoch sind die Ausgaben der Schweizer Universitäten und Fachhochschulen für Abonnemente wissenschaftlicher Zeitschriften?

2. Kann sich der Bundesrat, gemeinsam mit anderen Staaten, dafür einsetzen, dass Forschungsergebnisse, die dank öffentlicher Gelder zustande gekommen sind, allgemein zugänglich publiziert werden?

Stellungnahme des Bundesrates vom 01.02.2017:

1. 2016 hat der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) mit der Unterstützung des Programms der Schweizerischen Hochschulkonferenz „Wissenschaftliche Information: Zugang, Verarbeitung und Speicherung“, das von der Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen (Swissuniversities) geführt wird, eine Studie zu den Finanzflüssen im wissenschaftlichen Publikationswesen durchgeführt. Gemäss den Zahlen, die die an der Umfrage teilnehmenden akademischen Institutionen der Schweiz (Universitäten, ETH, FH, PH und andere Forschungsinstitute) für das Jahr 2015 lieferten, wurden rund 70 Millionen Franken für Abonnemente und Lizenzen für wissenschaftliche Zeitschriften ausgegeben. Bei den Zahlen handelt es sich um Schätzungen, die im Rahmen weiterer Studien genauer bestimmt werden müssen (vorliegende Studie: http://www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-161118-medienmitteilung-umbau-zu-open-access-studie-schlaegt-szenario-vor.aspx2016).

2. Über einen Auftrag des Staatssekretariates für Bildung, Forschung und Innovation vom Dezember 2015 hat Swissuniversities mit der Unterstützung des SNF eine nationale Open-Access-Strategie entwickelt und vereinbart, die Anfang 2017 verabschiedet werden soll. Sie zielt darauf ab, alle mit öffentlichen Geldern finanzierten wissenschaftlichen Publikationen bis 2024 öffentlich zugänglich zu machen. Der SNF unterstützt und fördert auf nationaler und internationaler Ebene das Prinzip des Open Access für wissenschaftliche Publikationen. Er verpflichtet die Beitragsempfängerinnen und -empfänger seit einigen Jahren, die Resultate der von ihm unterstützten Forschung für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.