Fintech in der Schweiz? Schlanke und flexible Regulierungen sind gefragt
Themen: Bitcoin/Blockchain, Bundesverwaltung, Datenbanken, Dinner, Events
Fintech ist das Schlagwort, wenn es um die Digitalisierung der Finanzbranche geht. Die Branche steht vor einem fundamentalen Wandel, die Wertschöpfungsketten werden sich verändern und es werden neue Partnerschaften und Konkurrenten entstehen. Banken werden mittelfristig ganze Geschäftsbereiche auslagern – unter anderem an innovative Fintech-Firmen, welche bewilligungsfähig gemacht werden müssen. Wie funktionieren die neuen Geschäftsmodelle und welche Rahmenbedingungen brauchen die Schweizer Fintech-Startups? Welcher Regulierungsbedarf besteht in der Schweiz? Diese hochaktuellen Fragen diskutierten gestern Abend die über 50 Teilnehmer aus Industrie, Politik, Verwaltung und Verbänden mit hochkarätigen Referenten und Panelisten am Sessionsanlass der Parlamentarischen Gruppen ePower und Parldigi.
Der Zeitpunkt für die Debatte hätte nicht passender gewählt werden können. In der laufenden Herbstsession 2016 wird ein Postulat der Wirtschaftskommission des Nationalrates mit dem Titel «Für einen wettbewerbsfähigen Finanzplatz im Bereich neuer Finanztechnologien» (15.4086) behandelt und es sind zahlreiche weitere Vorstösse zum Thema Fintech hängig. Darüber hinaus hat der Bundesrat im April 2016 die Verwaltung (EFD) beauftragt, diesen Herbst einen Bericht zur Fintech-Regulierung vorzulegen.
Die Haupterkenntnisse des Sessionsanlasses:
Attraktive Rahmenbedingungen für das Ökosystem Fintech
Die 200 Fintech-Start-ups in der Schweiz brauchen attraktive Rahmenbedingungen, die vom ganzen Fintech-Ökosystem geschaffen werden müssen (siehe S. 3 und 4, Präsentation 2 in der Beilage). Dazu müssen sich Investoren, Politik, Verwaltung, Banken, Akademie und Verbände besser vernetzen. Ein intensiver Austausch ist zwingend für ein funktionierendes Ökosystem. Heute besteht ein Wildwuchs mit zu vielen Organisationen und Verbänden. Verschiedene Referenten des Abends betonten die Notwendigkeit, mit einer Stimme gegenüber Politik und Verwaltung sprechen zu können.
Schlanke und dynamische Regulierung ist gefragt
Der Panelist René Weber, Leiter Abteilung Märkte des Staatssekretariates für internationale Finanzfragen (SIF), ist im Finanzdepartement für Finanzmarktpolitik zuständig. Als Regulator sieht er sich als Teil des oben erwähnten Ökosystems – was bereits ein erstaunliches und wichtiges Statement ist. Er betonte auf dem Panel, dass der Bund Erleichterungen schaffen will. Dem hohen Tempo und der Diversität der Fintech-Branche Rechnung soll auch auf regulatorischer Ebene Rechnung getragen werden. Die (Anleger-)Schutzziele blieben dabei aber nach wie vor zu beachten.
ePower und Parldigi Kernteammitglied Edith Graf-Litscher (Nationalräten SP/TG) fasste den Abend als Gastgeberin wie folgt zusammen: Es mache den Eindruck, dass die positive Eigendynamik der Fintech-Branche nun auch vom Gesetzgeber und Regulator aufgenommen und nicht aktiv behindert werde. In der anstehenden Debatte müsse aber auch der Frage des Datenschutzes genügend Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Unser Fazit: Es war erneut ein intensiver und spannender ICT-Abend. Es bleibt zu hoffen, dass sich der positive und offene Grundton des gestrigen Abends auch in der Fintech-Regulierung niederschlägt. Wir bleiben dran.
Programm des Parlamentarier Dinners
Präsentation Referat 1: Raphael Voellmy, Board Member Bitcoin Association Switzerland
Präsentation Referat 2: Daniel Diemers, Board Member Swiss Finance & Technology Association
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