Themen: Bildung, Microsoft


MEDIENMITTEILUNG DER SWISS OPEN SYSTEMS USER GROUP /CH/OPEN
Bern, 17. Oktober 2013

Die Swiss Open Systems User Group /ch/open kritisiert das Vorgehen von Microsoft, Schülern und Studierenden Microsoft Office 365 vermeintlich gratis anzubieten. Das Lockvogelangebot des Softwarekonzerns verleitet zur Verletzung des Datenschutzes, schafft neue Abhängigkeiten und verhindert eine produktneutrale Ausbildung an Bildungsinstitutionen. Dies kritisiert auch die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen SFIB in einer gestrigen Stellungnahme an die Kantone.

Der amerikanische Softwarekonzern Microsoft hat am 15. Oktober 2013 weltweit sein neues Programm „Student Advantage“ angekündigt. Im Rahmen dieses Programms wird allen Schülern und Studierenden ab dem 1. Dezember 2013 Office 365 ProPlus (Plan A3) gratis angeboten. Voraussetzung dabei ist allerdings, dass die Bildungseinrichtung, welcher der Lernende angehört, Lizenzen der Microsoft Office Produkte für alle Mitarbeitenden und Dozierenden gekauft hat.

Die Swiss Open Systems User Group /ch/open ist empört über dieses neue Lockvogelangebot von Microsoft. Der bedingte Gratiszugang für Schüler und Studierende hat offensichtlich zum Ziel, die Bildungsinstitutionen zum Abschluss von Lizenzverträgen mit Microsoft zu zwingen. Damit stehen Entscheidungsträger unter Druck, dieses vordergründig attraktive Gratisangebot von Microsoft ihren Lernenden zu ermöglichen.

Nationalrätin und Co-Präsidentin der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit Edith Graf-Litscher fragt: „Ist es im Interesse der öffentlichen Bildung, dass sie Produktschulung betreibt und die Abhängigkeit von Schülern und Studierenden von bestimmten Softwarefirmen verstärkt? Ich denke, Lernende eignen sich die grundlegenden IT-Fähigkeiten besser anhand wirklich frei verfügbarer Open Source Software an.“

Neben den pädagogischen Bedenken sind auch datenschutzrechtliche Fragen angebracht. Erst im August 2013 hat das Luzerner Bildungsdepartement den Pilotbetrieb von Office 365 abgebrochen, weil Microsoft die Wahrung der gesetzlichen Grundlagen zum Datenschutz bei diesem neuen Produkt nicht garantieren konnte. Der Luzerner Datenschützer lehnte deshalb die Einführung von Microsoft Office 365 an weiteren kantonalen Schulen ab. Gerade im Hinblick auf die aktuell diskutierte Überwachung durch die NSA, welche amerikanische Firmen wie Microsoft zwingt Kundendaten an die Nachrichtendienste weiterzuleiten, erscheint der Einsatz von Office 365 höchst problematisch.

Die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen SFIB reagierte denn auch gestern in einer ausführlichen Stellungnahme an die kantonalen ICT-Fachstellenleitenden, die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK und an das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. Darin empfiehlt die SFIB den Verzicht von Office 365 wegen datenschutzrechtlicher Bedenken und der gefährdeten Unabhängigkeit des Bildungsumfelds bezüglich einzelner Softwareanbieter.

Kontakt

Dr. Matthias Stürmer, Vorstandsmitglied Swiss Open Systems User Group /ch/open
matthias.stuermer@ch-open.ch, +41 76 368 81 65

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