Open Hearing DigiSanté Plenum

Themen: Datenschutz, elektronisches Patientendossier (EPD), Events, Forschung, Gesundheit, Open Hearing


Parldigi lud am Donnerstag 7. März 2024 zum Open Hearing zu DigiSanté ein. 30 Teilnehmende aus der Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sassen der Veranstaltung bei und wurden von Vertredenden des BAG und BFS über die Vertiefung dess Schlüsselvorhabens beim Projekt „DigiSanté“ informiert.

Gesamtpräsentation: Parldigi Open Hearing DigiSanté (PDF)

Nach der Begrüssung der Anwesenden durch Parldigi Co-Präsidentin Min Li Marti, führte Stefan Hofstettler (Generalsekretär des Eidgenössischen Departements der Innern) in die Gesetztesvorlage der „DigiSanté“-Projekte ein. Das Programm DigiSanté sieht einen Verpflichtungskredit von 392 Mio. Franken vor. Insgesamt werden 624 Mio. Franken für die Jahre 2025 bis 2034 für das Programm benötigt. Mit über 50 konkreten Massnahmen und Vorhaben soll damit die digitale Transformation im Gesundheitswesen gefördert werden. Hofstettler betonte, dass momentan noch ein „grosses Digitalisierungsdefizit besteht“. Zwar hätten einzelne Leuchtturmprojekte während der Pandemie „Good Cases“ dargestellt und auch gezeigt, dass die Schweiz Digitalisierung kann. Nun müsse die Digitalisierung aber noch auf weitere Bereiche ausgeweitet werden. Hierfür brauche es einen regelmässigen Austausch zwischen den involvierten Akteuren.

Im Anschluss gingen Mathis Becher (Leiter Abteilung Digitale Transformation beim BAG) und Marco D’Angelo (Leiter Gesundheit und Soziales beim BFS) näher auf die Vision, den Auftrag, die Strategie und Einordnung von DigiSanté ein.

Marco D’Angelo präsentierte Paket 4, das darauf abzielt, Behördenleistungen zu digitalisieren und sekundäre Nutzungsmöglichkeiten von Daten für die Forschung zu schaffen. Ein zentraler Aspekt ist der Zugang zu anonymisierten Personendaten des Bundesamts für Statistik (BFS) und anderer Anbieter für Forschungszwecke, wobei eine Mehrfachverwendung angestrebt wird.

Anne Lévy vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) betonte die Notwendigkeit einer effizienten Digitalisierung, wobei eine Orchestrierungsplattform zur Vernetzung aller Stakeholder für einen konstruktiven Austausch vorgeschlagen wurde. Eine Begleitgruppe soll die Priorisierung von Projekten und das Controlling unterstützen, während das „once only“ Prinzip sicherstellen soll, dass Daten nur einmal erfasst werden müssen.

Prof. Dr. Barbara Biedermann ging aus der Sicht der Medizin auf das DigiSanté-Programm ein und betonte den wirtschaftlichen Nutzen einer effektiven Digitalisierung des Gesundheitswesens. Durch eine gute Digitalisierung könnten bis zu 10% der Gesundheitskosten eingespart werden. Weiter forderte sie die Zuschreibung einer aktiven Rolle bei der Gestaltung der digitalen Architektur an die Patienten und Patientinnen.

Stefan Wild von der IG eHealth begrüsste das DigiSanté-Programm und unterstrich die Bedeutung einer ganzheitlichen Konzeption und Finanzierung für den Erfolg digitaler Projekte. Eine schnelle Umsetzung digitaler Projekte sei nur möglich, wenn finanzielle Mittel bereitgestellt werden, alle Akteure an einem Strang ziehen und die rechtlichen Rahmenbedingungen klar definiert sind. Der Vertreter der IG eHealth forderte somit die Definition von Grundsätzen und Voraussetzungen im Rahmen einer Gesamtkonzeption, die rechtlichen Grundlagen durch eine Expertengruppe anzugehen sowie staatliche Verpflichtungen und Anreize für Bevölkerung und Stakeholder zu schaffen.

In der abschliessenden Diskussionsrunde im Plenum wurden verschiedene Aspekte der Digitalisierung im Gesundheitswesen erörtert. Anne Lévy betonte, dass das elektronische Patientendossier (EPD) nicht Teil des DigiSanté-Projekts sei, sondern das Herzstück der Digitalisierung des Gesundheitswesens darstelle. Sie hob hervor, dass bei allen Vorhaben die Digitalisierung berücksichtigt werden müsse, und betonte die Notwendigkeit, die Finanzierung der Behördenleistungen sicherzustellen, um die Digitalisierung voranzutreiben.

Mathis Becher argumentierte, dass es Aufgabe der Industrie sei, in die organisatorischen Prozesse einzugreifen, während Stefan Wild darauf hinwies, dass es Anreizsysteme brauche, um den Austausch zwischen Anbietern, Leistungserbringern und Nutzern zu fördern. Es wurden Möglichkeiten diskutiert, solche Anreize zu schaffen, wobei Anne Lévy die Bedeutung von Anreizen für eine verbesserte Patientensicherheit und die Vereinfachung der Prozesse betonte.

Gerhard Andrey stellte Fragen zur Durchsetzung von Standards bei den Kantonen und schlug regelmässige Partizipations-Meetings mit relevanten Akteuren vor. Die Bedeutung eines Community-Building-Ansatzes wurde ebenfalls hervorgehoben, wobei Marco D’Angelo die Bedeutung von Meetings zur Koordinierung des Datenaustauschs betonte.

Die Diskussion beinhaltete auch Fragen zur Interoperabilität von Systemen und der Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Epic. Es wurde betont, dass die Zusammenarbeit mit Software-Firmen nicht unbedingt eine staatliche Aufgabe sei, sondern vielmehr in der Verantwortung privater Akteure liege.

Abschliessend wurden Bedenken hinsichtlich der finanziellen Belastung für Akteure, insbesonders defizitärer Spitäler, geäussert und die Frage nach dem Umfang des Service Publics im Gesundheitswesen aufgeworfen.

 

 

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