Rückblick: Open Hearing BOSS


Themen: Allgemein, Beschaffungen, Bundesverwaltung, Business, Deutschland, Digitale Nachhaltigkeit, Digitale Souveränität, Open Hearing, Open Source
Am Montag, dem 17. März 2025, führte die Parldigi ein virtuelles Open Hearing zum bundesinternen Projekt „Büroautomation mit Open Source Software“ (BOSS) durch.
Parldigi Kernteammitglied und Nationalrat Gerhard Andrey eröffnete das virtuelle Open Hearing zum Thema „Büroautomation mit Open Source Software“ und stellte die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit vor. Aus der Bundeskanzlei nahmen Daniel Markwalder und Jehona Ibraimi teil und präsentierten das bundesinterne Projekt sowie den Proof of Concept zur Büroautomation mit Open Source Software.
Zu Beginn erläuterte Daniel Markwalder die Organisation der Digitalisierung in der Verwaltung sowie die Rolle der Bundeskanzlei in der Koordination und Förderung der Digitalisierung der Bundesverwaltung. Anschliessend ging er auf den Schutz und die Stärkung der digitalen Souveränität des Bundes ein. Die digitale Souveränität sei auch Teil der Strategie „Digitale Bundesverwaltung“ sowie der übergeordneten Dachstrategie „Digitale Schweiz“.
Menschen, Unternehmen und Institutionen (inkl. Staat) können im digitalen Raum selbst bestimmen, welche digitalen Dienste sie nutzen, wem sie ihre Daten anvertrauen und wie sie sich online bewegen
Die Bundesverwaltung solle sich nach dieser Definition richten, dabei jedoch die Abhängigkeiten erkennen, mit ihnen umgehen und den Handlungsspielraum nutzen, um Fähigkeiten zu fördern. Open Source sei hierbei ein wichtiges Instrument. Mit der Strategie „Digitale Schweiz 2025“ wird der Einsatz von Open Source in der Bundesverwaltung auf zwei Arten gefördert:
- In -> Out (Publikation): Der Bund stellt eigene Entwicklungen als Open Source zur Verfügung
- Out -> In (Bezug): Die Abhängigkeit von kommerziellen Anbietern wird reduziert.
Proprietäre Software und Open-Source-Software spielen beide eine wichtige Rolle. Und beide bergen Herausforderungen, die es zu adressieren gilt (z.B. Vendor-Lock-In; Souveränitätsverlust; Support und Updates; Zusammenspiel und Kooperation; Wissenstransfer).
Im Anschluss berichtete Jehona Ibraimi über die bisherigen Fortschritte im Bereich BOSS und erläuterte die zentralen Geschäftsfälle des PoC BOSS. Mit der BOSS-Machbarkeitsstudie (PoC BOSS) wird konkret die sichere Bearbeitung von sensitiven Dokumenten sowie eine Notfalllösung für den Ausfall der Microsoft-Office-Suite erprobt. Die BOSS-Machbarkeitsstudie wird bis Mitte 2026 Empfehlungen für das weitere Vorgehen zuhanden des Bundesrats und des Parlaments ausarbeiten.
Was sind die zu erwartenden Ergebnisse?
- Exit-Szenario M365
- Know-How Aufbau
- Kostenrechnung
- Performance + Usability
- Integration Umsysteme
- Sichere Bearbeitung
- Microsoft Integration
- Open Source Sensibilisierung (Digitale Souveränität und Open Source)
Was macht der PoC BOSS nicht?
- Keine vollständige M365 Alternative
- Begrenzte M365-Integration
- Experimentelle Umgebung
- Die PoC-Umgebung dient als „Spielwiese“ und ist nicht für die dauerhafte Bearbeitung von Daten gedacht.
Daraufhin informierte Jutta Horstmann vom Zentrum für Digitale Nachhaltigkeit (ZenDiS) die mehr als 120 Teilnehmenden über die Aktivitäten des Zentrums sowie das Projekt OpenDesk.
Was ist das ZenDiS und warum gibt es das Zentrum?
Momentan beständen Abhängigkeiten zu Anbietern von proprietärer Software, die oftmals mit hohe Kosten und einem Kontrollverlust über die Anwendungen einhergehen.
Digitale Souveränität sei eine Staatsaufgabe. Ziel sei es, zwischen Anwendungen und Prozessen einfach wechseln zu können, sie frei zu gestalten und somit auch souverän auftreten zu können. Hierfür brauche es Alternativen, Anpassungsfähigkeit und Kompetenzen. Genau das sei der Auftrag und die Vision des ZenDiS: einen handlungsfähigen Staat in einer digital vernetzten Welt zu ermöglichen.
Open Source sei dabei das Mittel der Wahl. Denn Open Source eröffne der öffentlichen Verwaltung die Freiheit, Software frei zu nutzen, zu verstehen, anzupassen und zu verbreiten.
Jedoch herrsche an vielen Stellen noch Unterstützungsbedarf. Das ZenDiS diene als Schnittstelle zwischen Open-Source-Anbietenden und der öffentlichen Verwaltung. Als Kompetenz- und Servicezentrum biete das ZenDiS Plattformen, Produkte und Beratung zur Stärkung der digitalen Souveränität der öffentlichen Verwaltung an.
Zudem berichtet Jutta Horstmann, dass derzeit an einem Souveränitäts-Check gearbeitet werde, um anschliessend einen Souveränitäts-Index erstellen zu können.
In der darauffolgenden Diskussionsrunde wurden unter anderem Fragen zur Interoperabilität von M365 und OpenDesk sowie zur Sicherheit der Lösungen und der Infrastruktur gestellt.
Die Aufzeichnung des virtuellen Open Hearings sind auf Youtube aufrufbar.
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